Mäander
Auenlandschaften in denen Wasser und Land im ständigen Wechsel stehen, faszinieren mich seit meiner Forschungsreise in den Białowieża-Nationalpark. Im Moment arbeite ich an einer Installation mit fließendem Wasser auf sandigem Grund. Es entsteht ein natürlicher Flusslauf im ständigen Wandel mit Windungen, Schlingen und Bögen. Ein mäanderndes System in welchem sich der Betrachter spiegelt: Das entschleunigte, absichtslose Fließen im Kontrast zum geradlinigen und effizienzgetriebenen Wachstumsdrang unserer Zeit.
Eine Metapher für das Fließen des eigenen Lebens in einer Gesellschaft des entgrenzten Wachstums.
Wasser fließt in der Natur nicht geradeaus sondern in Windungen. Diese Mäander werden ständig durch ihre Umwelt beeinflusst. Oft reichen Pflanzen oder Steinchen aus, damit Wasser eine andere Richtung annimmt. Es entstehen unterschiedlich starke Strömungen und Geschwindigkeiten, Untergrund wird abgetragen und flussabwärts wieder abgelagert. Ein stetiger Prozess des Wandels. Der Fluss kann immer länger, unterschiedlich breit und tief werden. Ökosysteme wechseln und werden ständig neu besiedelt: Wasser wird zu Land und Land wird zu Wasser. Ein natürliches Werden und Vergehen, äußerst artenreich, resilient und vor allem: ästhetisch.
Natürliche Flussläufe wurden in der Vergangenheit oft begradigt, da das Mäandern unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten unerwünscht ist. Der Grund: Geld und Zeitersparnis. Für die Schifffahrt werden die Wege verkürzt und die Landwirtschaft kann effizienter betrieben werden. Die Folge: sinkende Artenvielfalt, steigender Grundwasserspiegel, höhere Fließgeschwindigkeiten, mehr Erosion und Hochwassergefahr.

Das Projekt
Ein 3 Meter langes Edelstahlbecken mit Zu- und Ablauf, Pumpen und Wassertank. Leicht gekippt fließt Wasser über Granulat und bildet Vertiefungen, Windungen und Bögen. Die Mäander entstehen und ein sich ständig veränderndes System lässt Licht auf der Wasseroberfläche reflektieren. Fließende Adern werden im Raum projiziert. Nach 30 Minuten ändert sich die Fließrichtung und der Prozess beginnt von neuem: genauso und anders.
Im Moment erforsche ich, wie Neigungswinkel, Wasserströmung und Partikelgröße das mäandernde System und dessen Wasseroberfläche beeinflussen.
Kooperationspartner: Leibniz-Institut für Gewässerökologie
Informationen zu künftigen und laufenden Ausstellungen. Kommen Sie vorbei!