Kinetische Installation mit Totholz und Larvensound


Orbis Ligni –
Der Kreislauf des Holzes

Eine kinetische Installation aus Totholz, welches in einem drei Meter breiten konkaven Spiegel analog vergrößert wird. Licht- und Schattenstrukturen zerfließen und greifen ständig neu ineinander. Die starke Vergrößerung löst den Baum aus der gewohnten Betrachtungswelt und fokussiert den Blick des Betrachters auf das pralle Leben im vermeintlichen Totholz und den Zyklus des Lebens.

Totholz spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem Wald. Organische Materie wird zurück in anorganische Mineralien gewandelt. Das durch Photosynthese gebildete Holz wird wieder zersetzt und zu Wasser und Kohlendioxid veratmet und Spurenelemente werden wieder frei. Ein Baum besteht zu 0,5 % genau aus diesen Spurenelementen, die restlichen 99,5 % sind CO₂ und Wasser. Der Kreislauf des Lebens.

Ursächlich für diesen zyklischen Stoffkreislauf ist das Zusammenspiel von Mikroorganismen, Bakterien, Pilzen, Larven und Käfern. Sie schaffen die Grundlage für neues Leben. Vielleicht zeigt sich daran etwas Universales, im ganz Großen wie auch im ganz Kleinen: Werden, Leben und Zerfallen. Ein System, das den Menschen erfasst, von ihm selber aber niemals komplett erfasst werden kann.

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Das Totholz wird dem Ökosystem »Wald« für den Ausstellungszeitraum entnommen und mit ihm ein ganzes Universum. Anschließend wird es dem Stoffkreislauf »Wald« wieder überlassen.

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Diese abgestorbene Fichte mit »Würfelbruch» und »Braunfäule« in Eberswalde wurde für die Ausstellung im Museumswerk Rüdersdorf dem Wald entliehen.

Im Sound hörbar ist das Fressen der Larven des Borkenkäfers (Hylotrupes bajulus) im Kiefernsplintholz. Aufgenommen im Labor des MPA Eberswalde.

Leben und Sterben – ein ewiger Kreislauf. Doch was bedeutet Leben? Und wann ist etwas tot? Das fließende Spiegelbild lädt ein, die Natur anders wahrzunehmen. Wer hat geformt? Die Menschenhand oder etwas Unergründliches? Oder einfach nur „die Natur“? Je nach Herkunft des Holzes sind Spechthiebe, Fraßgänge, Spinnennetze, Pilze, Flechten und Moose zu entdecken.

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Der Verbleib von Totholz im Wald sichert die Nahrungsquelle von Pilzen und Insekten und ist somit die Grundlage für Waldwildnis. Es zieht Schmetterlinge, Wildbienen und Käfer an. Von Spechten werden Baumhöhlen ausgebaut, die später auch anderen Tieren als Nistplatz, Wohn- oder Winterquartier dienen.

Der Titel »Orbis Ligni« leitet sich ab aus Orbis (lat. für Kreislauf) und Ligni (lat. für Holz). Holz ist ein Kunstrukt aus Zellulose und Lignin. 

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Totholz mit »Würfelbruch und Braunfäule«. Mancher entdeckt die Form eines Meteoriten oder Steinbruchs.


Idee & Konzept: Tom Kretschmer
Sounddesign: Jennifer Eberhardt

Orbis Ligni in situ.
Natur verbleibt in der Natur.

Die Installation im Wald.

Efeu und Kiefer werden zu Protagonisten und bilden die Bühne einer »Station« beim performativen Theaterspaziergang »Waldweit». Die Zuschauer werden dabei auf einem Pfad durch den abendlichen Wald geführt. Drei Bühnen werden mit Theater, Installation und Videomapping bespielt. Eine magische Atmosphäre unter Bäumen mit Cello­improvisation und Wissenschafts­vermittlung. Aktuelle Erkenntnisse über die Kommunikation von Bäumen, den Austausch im Boden mit Pilzen und Prozessen von Leben und Vergehen werden generations­übergreifend und sinnlich erlebbar vermittelt – à la Rimini Protokoll.

Ich werde den Wald wohl nie wieder so betreten wie zuvor. Mein Blick auf die Details hat sich geweitet, Verständnis und Empathie wurden geformt.

O-Ton eines Besuchers beim performativen Theaterspaziergang Waldweit, Neu am See, 2018
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Installation: Tom Kretschmer
Regie: Katja Tannert

Stimmen der Ausstellungs­besucher

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Deadwood kinetically stretched into hyperreality goop.
A suspended hunk of wood slowly rotating in front of a curved mirror. From a distance the reflection looked a bit like plasticine being slowly pulled apart… or a kind of pixelsorting melt. From up close this lump of organic material was stretched outside-in, unfolding into an ever shifting reflected world you could explore with your eyes; a wooden cave with nooks and crannies and hanging cobwebs. Altering reality just slightly is enough to make what we to easily write off as mundane seem endlessly fascinating, bringing our attention to the detail that was there all along. I could have got lost staring at this.

Llyr

When you see this piece of dead tree I feel like: I am the human being and I can do whatever I want because I have the power to take ist, to cut it to remove, to save to kill it. That feels so big. But then you see its reflection in the mirror which is completely changing the perspective and I saw like a massive external grand huge landscape of mountains. This piece of wood reflected a incredibly huge powerful cosmic universal picture. Me feeling macro going to this feeling micro. I felt so small seeing this mirror reflection. I am so small, i can not do anything considering how powerful nature and universe are. It was really touching. This was the same tree in the mirror but such a different feeling watching that.

M. Bozek

Living and dying - an everlasting cycle. But what does life mean? And when is something dead? The Berlin artist Tom Kretschmer shows his work ORBIS LIGNI. a dead wood enlarged in a concave mirror. The deadwood is part of a perfect ecosystem. Dead matter is transformed back into minerals to create new habitat. The mirror is an object that is rarely found in nature. And it always shows us only an illusion - never reality. In the mirror, our right arm becomes the left arm of the person opposite. The mirror lets us perceive nature differently - light, shadows, lines that shift again and again and show us the complexity of the familiar.

Lost Art Festival

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