Analoge Lichtinstallation mit plankonvexen Linsen
Fraßspuren –
Ips Typographus & Homo Sapiens
Zwei Fraßbilder von Borkenkäfer und Menschen stehen sich gegenüber. In ihrer Ästhetik nahezu identisch, in ihrer Dimension relativierend. In dieses Spannungsfeld wird der Betrachter durch zwei riesige Vergrößerungslinsen hineingezogen, erforscht und staunt durch das Phänomen der analogen Vergrößerung. Die Wunden des Anthropozäns werden sichtbar.
HOMO SAPIENS
ABHOLZUNG FÜR PALMÖL
Um den weltweiten Hunger nach Palmöl zu stillen wird artenreicher Regenwald zu Palmölplantagen gewandelt. Eine riesige Maschinerie multinationaler Konzerne frisst sich durch die Wälder in Südostasien. Artensterben, Stadtflucht indigener Völker, Monokultur, Pestizide sowie illegale Brandrodungen unter Mißachtung von Landnutzungsrechten sind einige der Auswirkungen.
IPS TYPOGRAPHUS
LARVE DES BORKENKÄFERS
Um seine Art zu erhalten höhlt das Männchen die Rammelkammer aus und lockt das Weibchen durch Pheromone an. Dieses legt seine Eier, die Larven schlüpfen und fressen sich 90° zur Rammelkammer durch die einzige nährstoffreiche Holzschicht des Baumes. Wasserführende Leitungsbahnen des Baumes werden wie ein löchriger Strohhalm zerstört. Der Baum stirbt.
Man ahnt, dass beide Fraßspuren gleichen Ursprungs sind – dem Anthropozän.
D. Kiep, Kurator der Ausstellung »Natur – Mensch«
Die Konstruktion
Inszeniert wird durch zwei zylindrische Konstruktionen die riesige plankonvexe Linsen halten um die zwei Fraßbilder zu vergrößern.
Der darüber gebeugte Betrachter beeinflusst beim Erforschen den Ausschnitt und Fokus – wie durch ein Mikroskop. Je nach Betrachtungswinkel eröffnen sich neue Details und Dimensionen zweier Fraßgänge von Borkenkäfer und Mensch.
Homo Sapiens
Jedes zweite Produkt im Supermarkt enthält Palmöl: Nahrungsmittel, Kosmetika, Waschmittel, Pharmazeutika und Biokraftstoff. Warum? Weil die Ölpalme pro Hektar fünfmal mehr Ölausbeute bringt als beispielsweise Rapsöl. Auf Borneo (Malaysia und Philippinen) werden daher riesige Flächen artenreicher Mischwald in Palmölplantagen umgewandelt.
Luftbilder aus Indonesien und Malaysia
Mit freundlicher Genehmigung von
Ulet Ifansasti, Greenpeace
Monokulturen sind anfälliger und benötigen Pestizide und Herbizide, die meist ohne Arbeitsschutz versprüht werden und »hier« bereits verboten sind. Bodenerosion und verschlammende Flüsse entziehen der Landbevölkerung die Nahrungsgrundlage wie z.B. Fischfang. Die Folge: Landflucht indigener Völker und der Verlust ihrer Traditionen. Sauberes Trinkwasser kann nur noch im Supermarkt von ‘Nestle‘ erworben werden.
»Global Player« verkaufen uns ‘hier‘ ihr Palmöl, welches dort meist illegal unter Missachtung von Landnutzungsrechten erwirtschaftet wurde. Ganz abgesehen von dem Verschwinden von Tier- und Pflanzenarten. Fast 20 Quadratkilometer Wald gehen täglich verloren – pro Stunde eine Fläche so groß wie ca. 100 Fußballfelder. »Borneo« (Indonesien und Malaysia) steht exemplarisch für den Raubbau an der Natur durch den Menschen.
Ips Typographus (Borkenkäfer)
Im Harz zeichnet der Borkenkäfer eine apokalyptische Szenerie. Die Fichten-Monokultur ist sehr wirtschaftsträchtig mit ihren schnell wachsenden Bäumen, welche in den Nachkriegsjahren im großen Stil aufgeforstet wurden. Oft nur eine von 40 bis 60 existierenden Fichtenarten, keine Altersunterschiede, kein Mischwald. Sie ist weniger widerstandsfähig gegen Schädlinge und der Klimawandel wirkt zusätzlich: Trockenstress für die Bäume und weniger Produktion von Harz, um Eindringlinge abzuwehren. Ideale Bedingungen für den Borkenkäfer.
Die Larven des Borkenkäfers fressen in der einzigen nährstoff- und wasserführenden Schicht des Baumes. Die Folge: der Baum stirbt.
In der Kernzone des Nationalparks verbleiben die toten Bäume in der Natur und es erfolgt weder Abholzung noch Aufforstung. Es wird einzig dem Ökosystem überlassen, sich langsam, widerstandsfähig und neu zu formieren. Diese Zone ist schon jetzt wieder voller Leben: Insekten, Käfer und Vögel.
→ Projekt mit Totholz entdeckenIm übrigen Harz führt der massive Borkenkäferbefall zur Abholzung, um die Ausbreitung des Borkenkäfers zu unterbinden und Wertverlust nicht durch entstehende Trocknungsrisse im Holz zu steigern.
Visualisierung der zwei Themen als Infografiken
Idee & Konzept: Tom Kretschmer
Sound: Martin Krause